INDOLEROnews 07/2021 - Ein schwarzer Europäer und DIE Sommererfrischung '21!

Guten Tag, liebe Freunde des außergewöhnlichen Tees!


Puh, das war ein Juni!
Sämtliche Sommerfreuden und –leiden
im Zeitraffer durchgespielt, für den Fall,
dass wir seit letztem Jahr vergessen haben sollten,
dass so ein Sommer nicht nur
aus lauen Abenden beim Heurigen und
gemütlichen Mußestunden mit einem Buch
in der Hängematte besteht.

Nein, so ein richtiger Sommer bietet natürlich
auch brutale innerstädtische Hitzeattacken und
ungezügelte Sommergewitter mit Hagelschauerbegleitung.
Danke, jetzt wissen wir wieder,
was uns die letzten 10 Monate so gar nicht gefehlt hat
und was in den nächsten zwei Monaten
wohl so alles auf uns zukommen wird. Hilfe!

Da braucht‘s eindeutig stärkere Geschütze,
eine neue Sommererfrischung muss her.
Hokuspokus – und da ist sie auch schon!

So oder ähnlich überrascht waren wir übrigens,
als wir unseren neuen Sommerliebling
das erste Mal in der Tasse hatten.
Denn der obligatorische Blick auf die Zutatenliste
von ‚Birne mit Ingwer‘ ließ viel eher
auf eine Herbst-Teemischung schließen.
Warum? Na weil Ingwer per se
ein stark wärmendes Gewürz ist.
Allerdings findet es sich auch auffallend oft
in den Küchen jener Länder wieder,
deren Einwohner bei UNSEREN Sommertemperaturen 
bibbernd zu Daunenjacke und Pudelhaube greifen würden.

(Halten Sie das für übertrieben?
Würd ich wohl auch, hätt ich nicht genau so eine skurrile Situation 
vor acht Jahren auf Bali bei 'nur' 28 - 30° C erlebt!)


Wir lernen also, dass es selten wirklich nur
auf eine Komponente ankommt,
um eine gültige Schlussfolgerung ziehen zu können,
sondern immer auf das Gesamtbild.
Und das zeigt uns, dass ein grüner Rooibush
mit Birnenstücken, Orangenschalen und etwas Ingwer
nicht nur sensationell gut schmeckt –
sowohl heiß als auch kalt nämlich,
sondern auch tatsächlich enorm erfrischt und belebt.

Sollten Sie zu jenen Teetrinkern gehören, die dem üblichen,
rotbraunen Rooibush generell nicht sooo viel abgewinnen können,
sollten Sie seinem grünen, unoxidierten Kollegen mal eine Chance geben.
Dieser schmeckt nämlich viel sanfter, milder, frischer und fruchtiger
und harmoniert deshalb perfekt mit weiteren Früchten.


Und: Er ist nicht nur ebenfalls eine reich
sprudelnde Mineralstoffquelle, sondern er enthält auch
noch alle seine ursprünglichen Vitamine,
die die Oxidation dem rotbraunen Rooibush genommen hat.
Somit schmeckt unser neuester Sommertee nicht nur,
sondern bietet auch jede Menge isotonische Eigenschaften,
die Sie, wenn‘s draußen ungemütlich heiß wird,
erst richtig zu schätzen wissen werden.
Win-Win! 

Na und mit diesem Stichwort sind wir - schwupps -
thematisch auch schon beim schwarzen Europäer gelandet.
(Der sich nämlich win-win-mäßig erfreulich positiv auf unseren
CO2-Fußabdruck auswirkt, da er nicht mehr quer über den ganzen Erdball
geschippert werden muss!)


Können Sie sich an die letzten INDOLEROnews erinnern?
Da klagten wir Ihnen ja,
dass uns heimlich, still und leise
unser bester Schwarztee abhanden gekommen ist.

Und ja, die darauffolgenden Wochen waren
tatsächlich mit exzessivstem Schwarztee-Verkosten,
-Bewerten, -Kategorisieren und -Vergleichen gefüllt,
so dass sich zum Schluss ein spannendes
Kopf-an-Kopf-Rennen von zwei völligen Außenseitern ergab,
welches der mit dem größeren Heimvorteil
dann doch deutlich für sich entscheiden konnte.

Und das ist tatsächlich ein Europäer(!),
was mir wieder mal eindrucksvoll vor Augen führt,
dass man selbst nach 16 Jahren Expertise in Sachen Tee
nicht vor völlig neuen Erkenntnissen gefeit ist.

Mein bisheriger Informationsstand war nämlich, dass es zwar
Schwarztee aus Europa gibt, 
der allerdings ausschließlich auf den Azoren
gedeiht 
und quantitativ so minimal ausfällt, dass man ihn auch nur dort
zu kosten und kaufen bekommt.

Dann hätte ich auch noch von türkischen Teeplantagen gehört,
die allerdings eher im asiatischen Bereich der Türkei zu finden sind
und deren Produkt qualitativ nicht besonders positiv auffallen soll.
Auch dieser Tee wird kaum exportiert.


Na und dann – bämm – landet plötzlich
ein Schwarztee aus Georgien in meiner Tasse
und gleich beim ersten Verkosten ... gefällt er.

Ich weiß nicht, was ich mir vorgestellt habe,
aber sicher kein so großes, mattschwarzes Blatt,
keinen so interessanten süßlich-brotigen Duft
und schon gar keinen so feinen, milden,
lieblich-würzigen aber auch fruchtigen Geschmack.
Komplex, aber deutlich schmeckbar und
butterweich im Gesamteindruck.

Wir empfehlen eindeutig ihn pur zu genießen,
eine Prise Zucker oder Honig würde zwar auch ins Aromenbild passen,
ist aber absolut nicht nötig…


Eine kurze Internet-Recherche zum Thema
‚Teeanbau in Georgien‘ ließ uns dann
nur noch staunend zurück:
Das russische Volk war ja immer schon als ein Volk
der Tee(- und Wodka-)trinker bekannt.
Nachdem der Import via Seidenstraße allerdings
teuer und aufwändig war,
wurde ab den 1820er Jahren mit
importierten chinesischen Teepflanzen experimentiert.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war die
Teeproduktion qualitativ so fortgeschritten,
dass grusinischer (Grusija ist der russischer Name für Georgien)
Tee nicht nur international preisgekrönt wurde,
sondern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts
im Südwesten Georgien das weltweit
fünftgrößte(!) Teeanbaugebiet heranwuchs.

Leider wuchs mit seiner Beliebtheit
auch der industrielle Fortschritt, so dass
immer mehr Erntemaschinen zum Einsatz kamen
und peu à peu die Qualität des Georgischen Tees abnahm.
In den 1990er Jahren tobte dann ausgerechnet
in einer der wichtigsten Teeregionen Georgiens,
in Abchasien ein verheerender Krieg,
der sämtliche Infrastruktur lahmlegte, wodurch die
Teeproduktion fast vollständig zum Erliegen kam.

Die erfahrenen Teearbeiter wanderten in die Türkei aus,
um fortan dort bei der Teeernte zu helfen
und die georgischen Teeplantagen blieben brach.

Da sich aber nicht nur das subtropische Klima
Südwest-Georgiens mit seinen in höheren Lagen
kalten Nächten (wodurch ein pestizidfreier Teeanbau möglich wird),
sondern auch die sauren Böden dieser Gegend
nahezu perfekt für hochqualitative,
bitterstoffarme Grün- und Schwarztees eignen,
begannen in den letzten Jahren einige kleine Kollektive,
diese alte Tradition wieder aufleben zu lassen
und so dem Weltmarkt kleine Mengen
eines außergewöhnlich hochwertigen
und schmackhaften Tees zukommen zu lassen.

Und weil die Teeplantagen über 20 Jahre lang
nicht mehr bewirtschaftet wurden,
nennt sich diese Teerarität ‚Wild Grusinien‘.

Probieren Sie unbedingt diese spannende neue Teesorte!

Und damit wollen meine Mitarbeiterinnen und ich
Sie in einen wunderschönen, erholsamen und vielleicht
fast schon normalen Sommer verabschieden.

Falls Sie (bzw. Ihre Kinder) heimliche oder
unheimliche Japan- bzw. Manga-Fans sind,
kann ich Ihnen einen Ausblick auf das
letzte Augustwochenende bieten,
an dem nach einjähriger Pause wieder
die ANINITE 2021 stattfindet.
Diesmal in der Pyramide Vösendorf (NÖ)
und Ihr liebes kleines Teehaus ist mal wieder –
völlig unverkleidet, dafür mit großartigen,
und nicht nur japanischen Tees mit dabei.

(Und unsere beiden Teebabys kommen natürlich auch mit!)

Wir freuen uns schon sehr auf ein
Wieder-Schreiben/-Lesen/-Sehen -
spätestens im Herbst!

Ihre
Barbara Neumann-Schramböck

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